Definition einer Rechenschwäche (Dyskalkulie)

 

Das Forschungsfeld der Dyskalkulie ist – im Vergleich zur Legasthenie – ein noch recht junges. Eine intensivere Auseinandersetzung findet seit ca. 25 Jahren statt. Es liegt nahe, dass es aufgrund der verschiedenen Berufsgruppen, die sich mit dem Thema beschäftigen (Psychologen, Neurologen, Mathematikdidaktiker, Pädagogen) keine verbindliche, von allen Berufsgruppen akzeptierte Definition gibt.

Festgehalten werden kann:

  • 3-7% der Grundschulkinder sind betroffen.
  • Mädchen sind ungefähr ebenso häufig betroffen wie Jungen.
  • Schwierigkeiten zeigen sich meist ab der 2./3. Klasse.
  • Vorläufermerkmale lassen sich bereits vor Schuleintritt erkennen.

Je nach Ansatz der einzelnen Disziplinen gibt es verschiedene Definitionen und Erklärungsansätze. Die medizinische Definition basiert auf der ICD-10 der WHO und erkennt die Dyskalkulie als Entwicklungsstörung an:

„Diese Störung besteht in einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie Integralrechnung benötigt werden.Die Rechenleistung des Kindes muss eindeutig unterhalb des Niveaus liegen, welches aufgrund des Alters, der allgemeinen Intelligenz und der Schulklasse zu erwarten ist. Die Rechenschwierigkeiten dürfen nicht wesentlich auf unangemessene Unterrichtung oder direkt auf Defizite im Sehen, Hören oder auf eine neurologische Störung zurückzuführen sein. Ebenso dürfen sie nicht als Folge irgendeiner neurologischen, psychiatrischen oder anderen Krankheit erworben worden sein.“

Von den meisten Autoren wird der Begriff Dyskalkulie synonym mit dem der Rechenschwäche und Rechenstörung verwendet.

Dyskalkulie wird also auf verschiedenen Ebenen verstanden als: Teilleistungsschwäche, Teilfunktionsstörung, Teilleistungsstörung, partielles Lernproblem oder multikausale Störung.

Symptome einer Dyskalkulie

Eine Reihe von Vorläufermerkmalen und Symptomen kann schon frühzeitig auf eine Rechenschwäche oder Dyskalkulie eines Kindes hindeuten. Dabei müssen nicht alle Symptome gleichzeitig oder in gleicher Gewichtung auftreten. Eine Dyskalkulie ist so individuell wie jedes betroffene Kind selbst. Hier eine Auswahl an möglichen Anzeichen:

  • Probleme beim Beherrschen der Zahlenfolgen (vorwärts und rückwärts) und beim Zählen in Schritten/Sprüngen (z. B.: 2, 4, 6, 8 …; 10, 20, 30 …) sowie bei Zehner- oder Hunderterübergängen. Ein Weiterzählen ab einer zweistelligen Zahl ist häufig nicht möglich.
  • Das Schreiben und Lesen von Zahlen ist fehlerhaft. Formähnliche Ziffern, Ziffern bei mehrstelligen Zahlen oder Rechensymbole werden verwechselt. Häufig werden Ziffern in der gesprochenen Reihenfolge geschrieben (hartnäckige Zahlendreher, Verwechseln von Stellenwerten).
  • Die Mengenvorstellung funktioniert nicht. Eine Menge kann nicht gedacht werden ohne ein konkretes Beispiel, ohne Anschauungsmaterial und im Gedächtnis behalte werden. Die spontane Mengenerfassung von kleinen Mengen ohne zu zählen klappt nicht.
  • Die Zahlenvorstellung entwickelt sich nicht. Ziffern werden mit Zahlen verwechselt, d. h. der Ordinalzahlenaspekt wird mit dem Kardinalzahlenaspekt verwechselt.
  • Probleme beim Erfassen von Zahlenbeziehungen (Vorgänger/Nachfolger, halbieren/verdoppeln) sowie bei der Verinnerlichung von Begriffen wie z. B. hoch/niedrig, viel, langsam, voll, halb, rund
  • Rechenoperationen (Grundrechenarten) werden in ihrem Zusammenhang nicht verstanden. Addition und Subtraktion werden grundsätzlich zählend bewältigt. Dabei verzählen sich die Kinder häufig um Eins.
  • Bei Sachaufgaben kann die dargestellte Situation nicht verstanden werden und in mathematische Operationen übersetzt werden. Die Zahlen werden getrennt von den Qualitäten, für die sie stehen, willkürlich kombiniert. Die Frage, die Rechnung und die Antwort weisen keinerlei Zusammenhang auf.

Erkennen Sie in diesen Merkmalen einen Ihrer Schüler/eine Schülerin wieder? Gehen Sie mit den Eltern ins Gespräch und raten Sie ihnen zu einer fundierten Diagnostik. Das Wissen über die Ursachen der Rechenprobleme ist der erste Schritt, um dem betroffenen Kind wirksam helfen zu können.

I.D.L. berät bei allen Fragen rund um das Thema Rechenschwäche, bietet eine wissenschaftlich abgesicherte Diagnostik und Fortbildungen über unsere I.D.L.-Akademie für interessierte Schulen an.

In unserem Flyer sind die wichtigsten Informationen zusammengefasst: IDL_Dyskalkulie_Angebot_Flyer

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Für Lehrkräfte: Definition einer Rechenschwäche (Dyskalkulie)