Unterschied zwischen Nachhilfe und Lerntraining – Wann welches Kind was braucht
An uns wenden sich besorgte Eltern, deren Kinder große Schwierigkeiten mit dem Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens haben und deren Leistungen sich deutlich von denen der Mitschülerinnen und Mitschüler unterscheiden. Oft steht dann die Frage im Raum, ob wirklich eine LRS- oder Dyskalkulie-Therapie notwendig ist, oder ob eine normale Nachhilfe nicht auch ausreicht.
Diese Frage kann nicht mit einem klaren Ja oder Nein beantwortet werden, denn es hängt ganz davon ab, welche Ursachen den Problemen des Kindes zugrunde liegen.
Welchen Kindern Nachhilfe hilft
Wenn Ihr Kind aufgrund einer längeren Erkrankung, eines Schulwechsels, außerschulischer Probleme oder fehlender Übung Probleme im Fach Deutsch oder Mathematik hat, dann kann Nachhilfe genau die Hilfe sein, die es jetzt braucht.
Inhaltlich geht es bei Nachhilfeunterricht um eine Wiederholung der Lerninhalte.
Nachhilfe sollte eine kurzfristige Hilfe sein, die ihr Ziel mit der Notenverbesserung und dem Anschluss an das Klassenniveau erreicht hat.
Warum bei einer Lese-Rechtschreibschwäche oder Rechenschwäche Nachhilfe nicht hilft
Wurde bei Ihrem Kind jedoch eine Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) oder eine Rechenschwäche (Dyskalkulie) diagnostiziert, so wird Nachhilfe nicht weiterhelfen. Am aktuellen Unterrichtsstoff anzusetzen und Themen zu wiederholen oder zu vertiefen, ist für diese Kinder nicht der richtige Ansatzpunkt, denn sie haben Lücken im Grundlagenbereich. Vermutlich haben Sie selbst schon die Erfahrung gemacht, dass mehr Üben einfach nicht zu dem gewünschten Erfolg führt. Die Kinder scheinen an einem Tag etwas begriffen zu haben, was sie am nächsten schon nicht mehr anwenden können.
Welches Training Kinder mit einer LRS oder Rechenschwäche brauchen
Kinder mit einer LRS oder einer Rechenschwäche haben in vielen Fällen eine Wahrnehmungs- und Verarbeitungsproblematik. Sie benötigen daher ein viel höheres Maß an Konzentration für Aufgaben, die andere Kinder quasi nebenbei bewältigen. Daher braucht es auch hier ein angepasstes Konzept, das die besonderen Aufmerksamkeitskapazitäten der Kinder berücksichtigt.
Auch kommt es nicht selten vor, dass anhaltende Misserfolgserlebnisse die Kinder zu unsicheren und wenig motivierten Lernern werden lässt. Ein gutes Lerntraining muss daher immer auch am Aufbau des Selbstwertgefühls der Kinder ansetzen. Hier braucht es erfahrene Fachkräfte, die neben dem Wissensaufbau die Kinder auch psychologisch auffangen können.
Eine LRS- oder Dyskalkulietherapie verfolgt also umfassendere Ziele, die sie von normaler Nachhilfe unterscheiden. Es wird die Rechtschreib- und Leseleistung (bzw. die Rechenleistung) der Kinder verbessert und gleichzeitig werden auch die Lernvoraussetzungen der Kinder optimiert. Die Förderung der Konzentration und Wahrnehmung sowie die Steigerung der Motivation und des Selbstbewusstseins sind an dieser Stelle zu nennen. Neben diesem ganzheitlichen Ansatz, sollte auch das Lernumfeld (Eltern, Schule) mit einbezogen werden und über den Lernstand und die Entwicklung des Kindes informiert werden. Manchmal macht es auch Sinn, bestimmte Lerninhalte zu Hause weiter zu üben. Dies in Absprache mit der Lerntrainerin. Nicht jedes Üben ist tatsächlich eine Hilfe.
Am Beispiel I.D.L.: Worauf es beim Lerntraining ankommt
Das I.D.L.-Lerntraining ist integrativ ausgerichtet und berücksichtigt die individuellen Schwierigkeiten der Kinder innerhalb der verschiedenen Lernprozesse. Es wird im Einzeltraining oder in leistungs- und altershomogenen Kleingruppen (mit max. 4 Kindern) durchgeführt. Die Basis für eine erfolgreiche Förderung und Therapie bildet jeweils eine ausführliche Lese- und Rechtschreibdiagnostik. Auf ihrer Grundlage werden passgenaue Förder- und Therapiepläne erstellt, die Über- oder Unterforderungen verhindern und gewährleisten, dass die Kinder und Jugendlichen genau die Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben, die für sie notwendig sind.
Je nach Problemprofil umfasst das I.D.L.-Lerntraining neben Übungen zur Schulung der Lese- und Rechtschreibfähigkeiten, ein Konzentrations-, Entspannungs- und Problemlösetraining sowie gesprächs- und spieltherapeutische Elemente. Je nach Förderschwerpunkt kommen unterschiedliche Konzepte zum Einsatz. In regelmäßigen Abständen wird der aktuelle Lernstand in Form von Zwischentests erneut überprüft, um zu kontrollieren, ob die gesteckten Teilziele der Förderung inzwischen erreicht wurden und in welchem Teilbereich weiterhin lerntherapeutischer Handlungsbedarf besteht.
Ebenso wichtig in diesem Zusammenhang sind die regelmäßig stattfindenden Eltern- und Lehrergespräche, die den Erfolg des I.D.L.-Lerntrainings maßgeblich mitbestimmen. Unser Ziel ist es, bei Eltern und Lehrkräften ein Verständnis für die jeweiligen Schwächen und Stärken des Kindes zu entwickeln. Wir informieren Sie als Eltern regelmäßig über den Therapieverlauf, die bisherigen Fortschritte und die weitere Förderplanung. Wir geben Unterstützung in schulischen Belangen, klären Sie über das Störungsbild der LRS und Dyskalkulie auf und bieten Hilfen beim häuslichen Üben und anderen Fragen an.
Ich hoffe, dieser Beitrag kann Ihnen als Basis dienen, um zu entscheiden, welche Hilfe für Ihr Kind die richtige ist.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Jennifer Bubolz