Wie Eltern die Konzentration ihrer Kinder fördern können
Teil 1: Ursachen für Konzentrationsprobleme
Unsere Erfahrung zeigt, dass das Thema Konzentration viele Eltern beschäftigt und viele offene Fragen mit sich bringt: Was meint eigentlich genau Konzentration? Warum ist es manchmal so schwer, sich zu konzentrieren? Was kann Kindern helfen, konzentriert ans Werk zu gehen?
Konzentration – was ist das eigentlich?
Der Begriff „Konzentration“ leitet sich von dem lateinischen Wort concentra ab und meint im ursprünglichen Sinne so viel wie „zusammen zum Mittelpunkt“. Etwas konkreter wird es dann im Stangl Lexikon:
„Konzentration meint, die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit, das Erreichen eines kurzfristig erreichbaren Ziels oder das Lösen einer bestimmten Aufgabe. Konzentration erfordert geistige Energie und lässt mit der Zeit nach […]. Es gibt zahlreiche Einflussfaktoren für die Aufrechterhaltung oder Störung der Konzentration, wobei der bedeutendste die emotionale Befindlichkeit ist, aber auch der physische Zustand und die Umgebungsbedingungen wirken sich fördernd oder störend auf die Konzentration aus.“
In dieser Definition sind drei wesentlichen Punkte benannt: Bei Konzentration handelt es sich um die Fokussierung der Aufmerksamkeit – vergleichbar mit einem Taschenlampenlicht, das genau den Punkt bestrahlt, den ich anleuchte und die restliche Umgebung ausblendet. Für eine derart fokussierte Leistung benötigt das Gehirn viel Energie, was erklärt, warum Konzentration zeitlich begrenzt ist. Und wie Sie aus eigener Erfahrung wissen, wirken verschiedenste Faktoren darauf ein, ob die Konzentration gehalten werden kann oder (frühzeitig) verloren geht.
Welche Punkte das sind, schauen wir uns im Folgenden genauer an.
Warum Konzentration manchmal so schwierig ist
Die Ursachen für eine gestörte Konzentration lassen sich oftmals entweder auf der psychischen oder körperlichen Ebene finden oder durch äußere Rahmenbedingungen und Einflüsse erklären. Es ist wichtig, zu verstehen woher die Konzentrationsprobleme rühren, um die passenden Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.
Psychische Faktoren und Konzentration
Psychische Faktoren spielen eine ganz wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung oder Störung der Konzentration. Daher muss zwischen vorübergehenden und chronischen Störfaktoren unterschieden werden: Kurzfristige Unlust, weil die Sommerferien kurz vor der Tür stehen und man mit den Gedanken schon im kommenden Urlaub ist, ist ein typisches Beispiel einer vorübergehenden Ursache. Ausgeprägte und anhaltende Motivationsschwierigkeiten, z.B. aufgrund von anhaltenden schulischen Misserfolgserlebnissen, stellen ein schwerwiegenderes Problem dar. Dazu zählen auch mangelndes Selbstvertrauen, eine negative Selbstwahrnehmung bzgl. der eigenen Leistungsfähigkeit oder auch Leistungsdruck und Schulangst.
Sind letztgenannte Faktoren die Ursache für anhaltende Konzentrationsschwierigkeiten, bedarf es umfassender und zügiger Hilfe. Als ersten Schritt sollten Sie das Gespräch mit der Lehrkraft und/oder der schulpsychologischen Beratungsstelle suchen, um Maßnahmen ergreifen zu können, die dem Kind Halt geben und eine weitere Negativspirale verhindern.
Körperliche Faktoren und Konzentration
Auch unter den körperlichen Ursachen finden sich einige, die eher vorübergehender Natur sind sowie auch solche, die chronisch bzw. anhaltend auftreten.
Schlafmangel aufgrund einer zu warmen Sommernacht, ein aufkommender Infekt oder eine zu zuckerhaltige Mahlzeit – all das sind Gründe, die der Konzentration kurzfristig zu schaffen machen können.
Anders verhält es sich bei körperlichen Ursachen wie z.B. Seh- und Hörproblemen, Wahrnehmungsproblemen (z.B. eine visuelle und/oder auditive Teilleistungsstörung) oder AD(H)S.
Sind Seh- oder Hörprobleme die Ursache für eine Konzentrationsschwäche kann ein Besuch beim Augenarzt oder HNO bereits zu einer Lösung beitragen.
Sind Wahrnehmungsschwierigkeiten oder eine AD(H)S der Auslöser für die Konzentrationsprobleme, gibt es in der Regel keine einfachen Lösungen. Eine professionelle Diagnostik, die Klarheit über die Ursachen schafft, ist ein erster wichtiger Schritt. Daran anschließend können auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes abgestimmte Maßnahmen eingeleitet werden.
Äußere Rahmenbedingungen, Einflüsse und Konzentration
Zu den äußeren störenden Faktoren zählen Geräusche, Lärm (auch im Klassenzimmer), Gespräche und weitere auditive Reize, die das Kind davon abhalten seine ganze Aufmerksamkeit der anstehenden Aufgabe zu widmen. Besonders relevant ist das für Kinder mit auditiven Wahrnehmungsschwierigkeiten, da sie eingehende Reize nur schwer kanalisieren können und so überfordernd viele Reize gleichzeitig zu verarbeiten haben.
Das gleiche gilt für visuelle Reize: Läuft im Hintergrund der Fernseher, ein Youtube-Video oder das spielende Geschwisterkind, wird das Kind zusätzlich abgelenkt.
Ein schlecht gelüfteter Raum mit fehlendem Sauerstoff ist sowohl in der Schule als auch zu Hause ein Grund für eine nachlassende Konzentrationsfähigkeit.
Schnell noch die Vokabeln lernen oder die Matheaufgabe zu Ende bringen bevor es dann zum Fußballtraining oder in die Musikschule geht, auf dem Weg dorthin muss aber auch noch kurz am Supermarkt angehalten werden und nebenher klingelt auch noch das Handy pausenlos … Stress und Hektik sind absolute Konzentrationskiller! Wenn es uns Erwachsenen schon schwer fällt in solch einer Situation die Nerven zu behalten, so ist es für Kinder ein Ding der Unmöglichkeit hier eine konzentrierte und nachhaltige Lernaufgabe zu bewältigen.
Sie sehen bereits: Es gibt zahlreiche Faktoren, die sich störend auf die Konzentrationsfähigkeit unserer Kinder auswirken, zudem ist diese auch noch aufgrund ihres hohen Energiebedarfs zeitlich begrenzt – da erscheint es ja fast wie ein Wunder, wenn unsere Kinder dann doch mal ruhig und konzentriert ihren Aufgaben nachgehen ;-)
In unseren folgenden Beiträgen schauen wir uns daher genauer an, wie Sie die Fähigkeit zur Konzentration fördern können und welche Maßnahmen und Bedingungen besonders hilfreich sind.
Für heute verbleibe ich mit besten Grüßen
Ihre Jennifer Bubolz