Lerntipps für Eltern rechenschwacher Kinder – Wie Sie Ihr Kind zu Hause unterstützen können
Das Leben mit einem rechenschwachen Kind ist nicht immer einfach. Gerade als Elternteil möchte man gerne helfen, aber die gewohnten Hilfestellungen scheinen nicht zu funktionieren. Für Menschen, die nicht unter einer Rechenschwäche leiden, ist es manchmal schwer nachvollziehbar, warum „einfache“ Rechenarten, wie beispielsweise Addition oder Subtraktion, so dermaßen schwer fallen können. Wichtig ist dabei, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass die Schwierigkeiten des Kindes nichts mit Dummheit zu tun haben! Die Probleme beim Rechnen resultieren aus veränderten Funktionsweisen bestimmter Hirnregionen des Kindes, die vermutlich genetisch bedingt sind.
Aus diesem Grunde führt „normales“ Üben nicht zu dem gewünschten Erfolg. Es verstärkt vielmehr die Verunsicherung und die Demotivation auf Seiten des Kindes und strapaziert die Geduld der Eltern, wenn sich Erfolge nicht oder nur kurzfristig einstellen.
Hier sind also andere Wege gefragt. Deshalb möchten wir Ihnen in diesem Beitrag einige Ideen an die Hand geben, wie Sie Ihr Kind zu Hause gut unterstützen können.
Was hilft bei Rechenschwäche/Dyskalkulie und was nicht
Gleich zu Anfang sei gesagt: Viel hilft hier nicht viel! Bedenken Sie, dass Ihr Kind sehr viel mehr Aufmerksamkeit und Energie verbraucht, um Aufgaben zu rechnen und mit Zahlen umzugehen als Kinder, die nicht rechenschwach sind. Planen Sie daher eine feste Übungszeitzeit von ca. 15-20 Minuten ein. So hat Ihr Kind einen überschaubaren Rahmen für den seine Aufmerksamkeitskapazitäten ausreichen, um dem Stoff und Ihnen folgen zu können.
Fangen Sie mit Aufgaben an, denen Ihr Kind spielerisch gewachsen ist, sodass es „warm werden“ kann und nicht gleich wieder ins kalte Wasser muss. Steigern Sie das Niveau nur allmählich.
Rechenschwache Kinder verstehen oftmals grundlegende Rechenprozesse nicht. Daher sollten diese Prozesse im Vordergrund stehen und nicht das Ergebnis. Zu einem richtigen Ergebnis kann man auch auf falschem Wege kommen. Das stille Bearbeiten von Rechenpäckchen und die anschließende Bewertung des Ergebnisses (richtig/falsch) ist daher nicht zielführend. Nehmen Sie sich die Zeit, das Kind verbalisieren zu lassen, wie es zu seinem Ergebnis gekommen ist, und setzen Sie hier an. Gerade das laute Sprechen (müssen) hilft Ihrem Kind, ein Verständnis für die Logiken der Mathematik zu entwickeln und Ihnen hilft es zu verstehen, wo Ihr Kind noch hakt und welche Erklärungen es benötigt. Stimmen Sie sich dabei mit der Dyskalkulietherapeutin Ihres Kindes ab.
Es bietet sich auch an, den Umgang mit Zahlen und dem Rechnen spielerisch in den Alltag zu integrieren: das Geld für den Einkauf vorab zu überschlagen, Treppenstufen zu zählen, das Mengenverständnis beim Abwiegen für den Sonntagskuchen zu üben …
Grundsätzlich gilt: Je mehr unterschiedliche Sinne einbezogen werden, desto leichter fällt rechenschwachen Kindern die Automatisierung des Gelernten. Geldstücke also anfassen zu lassen, auf dem Tisch hin und her zu schieben, dabei laut zu sprechen usw. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Seien Sie in alldem sehr sparsam mit Kritik. Verunsicherte Kinder lernen nicht dazu. Wenn Sie merken, dass Sie selbst ungeduldig werden, vertagen Sie die Übungseinheit lieber auf den kommenden Tag. Davon haben Ihr Kind und Sie mehr.
Austausch ist wichtig. Wenn Ihr Kind an einer Dyskalkulietherapie teilnimmt, nutzen Sie die regelmäßig stattfinden Elterngespräche für Ihre Fragen und holen Sie sich hier weitere Tipps und Anregungen zum Üben.
Ich hoffe, diese Anregungen unterstützen Sie darin, Ihrem Kind mit mehr Leichtigkeit zu helfen und Verständnis dafür zu entwickeln, wie Ihr Kind denkt und lernt.
Es grüßt herzlich,
Ihre Jennifer Bubolz