Symptome einer Rechenschwäche (Dyskalkulie)
Rechenschwäche und ihre Symptome, da denken die meisten zuallererst an schlechte Noten im Fach Mathematik und vielleicht – wenn Sie sich schon etwas mit dem Thema befasst haben – auch an das bekannte Phänomen des „An-den-Fingern-abzählen“ und sich dabei um 1 zu verrechnen.
Erste Hinweise im Kindergarten
Die ersten Hinweise auf eine Rechenschwäche können jedoch sehr früh, oft schon im Kindergartenalter, auftreten. Zur Erklärung können Sie hierzu auch den Blogbeitrag zu den Ursachen einer Dyskalkulie lesen. Hier wird erklärt, welche Kompetenzen schon in frühen Kindheitsjahren entwickelt werden, die als Grundlage zum Erlernen mathematischer Fertigkeiten benötigt werden. Oder bei rechenschwachen Kindern eben anders ausgeprägt sind.
Bei Kindern mit der Veranlagung zu einer Rechenschwäche beobachtet man häufig, dass sie um Spiele, für die ein gutes räumlich-visuelles Vorstellungsvermögen benötigt wird, schon früh einen Bogen machen; dazu zählen z. B. das Lego- und Bauklotzbauen oder Puzzlespiele.
Ebenso früh zeigen sich Auswirkungen einer untypisch entwickelten räumlichen und zeitlichen Orientierung. Die Kinder tun sich schwer damit, Wege und Räume wiederzufinden, die Uhr zu lesen oder sich Telefonnummern zu merken.
Symptome in der Grundschulzeit
Mit der Einschulung werden die Symptome dann augenscheinlicher. Wobei viele Kinder mit (heimlichen) Fingerrechnen und ihren eigenen Strategien erstaunlich gut bis zur dritten Klasse durchkommen, ohne als rechenschwach eingestuft zu werden. Schon früh kann auffallen, dass die Kinder Zahlen häufig verdrehen. Eine 48 wird dann zu 84.
Die Mathehausaufgaben sind nur unter größten Anstrengungen und großem Zeitaufwand zu bewältigen. Ohne Unterstützung durch die Eltern (oder andere Betreuungspersonen) kommen die Kinder allein damit nicht zurecht.
Spätestens mit der Erweiterung des Zahlenraums in Klasse 3, der händisch nicht mehr zu bewältigen ist, fallen die Schwierigkeiten der Kinder stärker ins Auge.
Bei Textaufgaben zeigt sich, dass die Kinder oft zwischen den einzelnen Variablen der Aufgabenstellung keinerlei Zusammenhänge herstellen können.
Heute erlernte und bewältigte Rechenschritte können morgen schon wieder vergessen sein.
Sehr ausgeprägt ist häufig eine mangelhafte Mengenvorstellung. Ob 1 Meter länger oder kürzer als 50 Zentimeter ist, oder die 50 größer als die 30, können rechenschwache Kinder nicht mit Sicherheit beantworten.
Häufig versichern die Kinder sich bei den Eltern oder der Lehrkraft, ob ein Ergebnis richtig ist. Sie selbst verfügen über keinerlei Strategien, das Gerechnete auf seine Richtigkeit hin zu überprüfen.
Psychosoziale Auswirkungen
Es bleibt nicht aus, dass bei dieser Fülle an auftretenden Schwierigkeiten im Fach Mathematik die Kinder eine Vermeidungshaltung entwickeln. Schlimmstenfalls weitet sich diese Haltung in generelle Schulunlust aus und kann auch psychosomatische Folgeerscheinungen, wie Kopf- oder Bauchschmerzen, nach sich ziehen.
Die Kinder verlieren mit dieser Herausforderung, die eine Rechenschwäche für sie bedeutet, schnell den Anschluss an ihre Klassenkameraden. Und geraten in einen Teufelskreis von mangelndem Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und damit einhergehender Leistungsminderung. Man muss bei 4- 7% betroffener Schüler und Schülerinnen davon ausgehen, dass das ein Kind pro Klasse betrifft.
Zusammenhang zu LRS oder AD(H)S
Nach derzeitigem Untersuchungsstand sind dabei ca. 17% zusätzlich von einer Lese-Rechtschreibschwäche betroffen; sogar jedes vierte Kind (26%) von einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS).
Umso wichtiger ist es, dass die Kinder so schnell wie möglich qualifizierte und auf ihre Fähigkeiten abgestimmte Unterstützung erhalten.
Nach und nach kommt das Thema Rechenschwäche und Dyskalkulie auch in den Schulen und Elternhäusern an – zum Glück für jedes betroffene Kind.
Die Forschung zu den komplexen Ursachen einer Rechenschwäche steckt auch nach 25 Jahren noch in den Kinderschuhen. Glücklicherweise müssen die Ursachen nicht zur Gänze erforscht sein, um wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Lerntherapie hilft den Kindern, mit ihren Kompetenzen die Mathematik zu einer verständlichen Welt zu machen. Wenn dabei auch noch der Selbstwert der Kinder wieder gestärkt werden kann, sind wir auf einem guten Weg.
In diesem Sinne grüßt
Jennifer Bubolz (August 2015)
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